Berufsausbildung für Flüchtlinge in ihrer Heimat

Rupert NeudeckIn der Sächsischen Zeitung (SZ) findet sich heute ein interessantes Interview mit Rupert Neudeck (Cap Anamur). Der 76-Jährige ist einer der bekanntesten Flüchtlingshelfer in Deutschland und hat sich dieser Tage mit Innenminister Markus Ulbig sowie dem Bundestagsabgeordneten Arnold Vaatz (CDU) getroffen. Warum ist dieses Treffen nun von Bedeutung?

Rupert Neudeck ist ohne Frage ein Linker, doch seine Vorschläge für eine bessere Asylpolitik weichen stark von dem ab, was die etablierten Parteien so in ihren Programmen stehen haben und von kommunaler bis globaler Ebene umsetzen.

Dies macht Neudeck auch gegenüber der SZ deutlich: So fordert er, dass in jedem Asylheim in Zukunft nur noch Flüchtlinge aus einem Land untergebracht werden sollten, weil es dann weniger Konflikte gibt und der Staat weniger Dolmetscher braucht. Zudem will er Balkan-Flüchtlinge „postwendend“ zurückschicken.

Duales Ausbildungssystem exportieren

Die Asylpolitik, wie sie Neudeck vorschwebt, setzt jedoch noch weitaus früher an und will in erster Linie die Fluchtursachen bekämpfen und dafür sorgen, dass die Menschen in ihren Herkunftsländern bleiben können. Zur aktuellen Situation sagt er deshalb: „Die Mehrzahl dieser Menschen ist nicht verfolgt, sondern sucht für sich selbst eine wirtschaftliche Perspektive. Deshalb könnte man in deren Heimatländern große Berufsausbildungs-Camps einrichten, die nach dem deutschen Dualen System arbeiten. Das ist unser bestes Exportprodukt. Mithilfe der deutschen Wirtschaft, die dort vertreten ist, könnte man Berufe lehren, die in den Ländern Mangelware sind: Kfz-Mechaniker, Bau-, Elektro- und Solartechniker. Nach einer Ausbildung könnten sie in ihrer Heimat ein Gewerbe beginnen oder einen Laden aufmachen.“

Neudeck hat mit seinen Forderungen absolut recht. Nur ist zu vermuten, dass er sich im Unklaren darüber ist, mit wem man sie umsetzen kann. Es wäre zwar schön, wenn Innenminister Ulbig die Vorschläge von Neudeck direkt an die Bundesregierung weiterreichen würde, doch bisher ist die AfD die einzige Partei, die sich ernsthafte Gedanken über eine Vorverlagerung von Asylverfahren macht und überlegt, wie insbesondere die Wirtschaftsflüchtlinge sich in ihrer eigenen Heimat eine lebenswerte Zukunft aufbauen können.

Im Übrigen, so viel Fairness muss sein: Die Idee, Asylanlaufstellen in sicheren Zonen in Nordafrika zu schaffen, stammt ursprünglich nicht von der AfD. Rupert Neudeck hatte sie schon viel früher in einem seiner Bücher skizziert.

(Bild: Rupert Neudeck 2008, von: Axel Peiss, Wikipedia, CC)