Ab nächstem Jahr sollen Bäcker für jeden Einkauf pauschal Kassenbons ausgeben. Ob der Kunde dies wünscht oder nicht. Selbst für ein einziges Brötchen. So will es die neue Belegeausgabepflicht.
Die Sächsische Bäcker-Innung hat ausgerechnet, dass damit allein im Freistaat eine 117 Kilometer lange bedruckte Papierschlange täglich in den Müll wandert. Etwa die Distanz zwischen Dresden und Leipzig [1].
Wer denkt sich solche absurden Vorschriften aus? Müssen sich Bäcker künftig auch für die an Kinder verschenkten Plätzchen vor dem Finanzamt erklären?
Die Kassenbonpflicht ist eine Schikane. Es ist unverständlich, dass unseren Bäckern in Zeiten der Digitalisierung diese Form der Zettelwirtschaft aufgezwungen wird.
In vielen Orten sind Bäckerbetriebe schon generationenlang in Familienhand. Für viele Menschen ist der Gang zum Bäcker um die Ecke etwas Schönes. Man trifft seine Nachbarn, trinkt einen Kaffee und genießt eine der vielen sächsischen Backspezialitäten.
Realitätsfremde Bürokratie schadet dem traditionellen Bäckerhandwerk. Sie behindert auch generell die Entwicklung von Selbstständigkeit und Betriebsgründungen.
Es ist kein Wunder, wenn immer weniger Menschen die Verantwortung für einen eigenen Betrieb wählen, wenn sie dann vom Staat permanent gegängelt werden. Im letzten Jahr lag die Zahl der Existenzgründungen in Sachsen auf einem Allzeittief [2].
Zudem frage ich mich, ob die Finanzämter bei Dönerbuden oder Shishabars genauso penibel die Buchhaltung studieren. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass viele orientalische Imbisse flexibel abkassieren und damit – trotz Hinweisen – unterm Radar der Behörden fliegen.
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[1] Freie Presse 2019. Sachsen Bäcker laufen Sturm gegen Kassenbonpflicht ab 2020. Veröffentlicht 21.11.2019. Abgerufen: https://www.freiepresse.de/…/sachsens-baecker-laufen-sturm-….
[2] Neues Deutschland 2019. So wenig Existenzgründer wie noch nie in Sachsen. Veröffentlicht 21.11.2019.